Stillos Schön

Dezember 03, 2017


Wahre Schönheit - wie wahr ist Schönheit eigentlich? Ist nur die Wahrheit schön? In der Geschichte wird immer das Schöne, Wahre und Echte idealisiert. Heute gibt es unzählige Definitionen von Schönheit. Dabei werden wir bei unserer Entscheidung, was wir für schön befinden, durch medial vorgelebte Ideale, die sich seit einigen Jahren sehr fragwürdig entwickeln, weitgehend beeinflusst. Wie wahr ist das dann noch?
Tatsache ist, Schönheit ist eine Inszenierung. Wir inszenieren uns selbst jeden Tag, um schöner zu sein. Dabei verdecken wir genauso viel, wie wir zeigen.

Die Fehler, die wir alle glauben zu haben, versuchen wir zu verstecken, manchmal auch ganz zu beheben. Mit Schönheitsoperationen glaubt man, seine eigene Wahrheit verändern zu können. Doch echt ist das ja dann nicht mehr - kann es trotzdem schön sein? In der Realität haben fast alle Frauen, die im Mittelpunkt des Medieninteresses stehen, etwas an sich verändern lassen. Und doch sind sie es, die als unsere Vorbilder gelten. Auch wenn man beispielsweise weiß, an Megan Fox ist nicht alles echt und Kylie Jenner sah vor fünf Jahren noch aus wie ein anderer Mensch - wir orientieren uns an Frauen wie ihnen und fühlen uns minderwertig, wenn wir uns weit entfernt von diesem Bild wahrnehmen.

Zusätzlich dazu befinden wir uns vor allem in den Medien aber genauso bei privaten Instagram-Bildern im Photoshop-Dauerzustand. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass neben Kontrasteinstellungen und Sättigungskorrekturen genauso auch Gesichtszüge und Körperformen verändert werden. Eine schmälere Taille, längere Beine, makellose Haut - obwohl man weiß, wie stark Fotos verändert werden können, glaubt man meist einem Bild. Jeder Mensch ist täglich mit Bildern konfrontiert, die ein unrealistisches Frauenbild zeigen. Das Instagram-Zeitalter drängt uns dazu, uns zu vergleichen und wir entwickeln den Zwang, mithalten zu müssen. Auch ohne sich unters Messer zu legen kann man mit Bildbearbeitungsprogrammen eine andere Wirklichkeit schaffen. Doch verfolgt man Blogger und Models auf Instagram, bemerkt man die unglaubliche Eintönigkeit. Sie sind dünn, freizügig und kleiden sich alle ähnlich. Die junge Zielgruppe, die sich an den Influencern orientiert, wollen sich genau an diesen Look anpassen. Sie verlieren ihre eigene Identität und können keinen persönlichen Stil entwickeln, wenn sie ständig nur kopieren, was sie sehen.

Selbstverständlich gibt es auch Gegenbewegungen zu diesem Trend. Junge Menschen haben wieder Sehnsucht nach dem Echten und wollen sich nicht tagtäglich von falschen Maßstäben und veränderter Realität beeinflussen lassen. Viele Junge und Erwachsene verzichten bewusst auf die Bildbearbeitung. Auch Prominente zeigen mehr uninszenierte Fotos von sich selbst. Stil kann erst dann entstehen, wenn man sich seiner selbst bewusst ist und sich von Trends und Idealen zwar inspirieren lässt, aber nicht beeinflussen. Es soll Spaß machen und niemanden unter Druck setzen!

Schönheit wird heutzutage meist mit dem Begriff Attraktivität gleichgesetzt. Wo zählt hier noch unsere Persönlichkeit? Macht nicht eigentlich genau das, was man nicht auf den ersten Blick erkennt, einen Menschen aus? Persönliche Ansichten, Meinungen, Überzeugungen, die Emotionalität, die Kommunikation und die Art, wie ein Mensch mit anderen umgeht? Wir vergessen viel zu oft auf die wesentlichen Dinge. Ich bin nicht mit meinen Freundinnen befreundet, weil sie alle tolle Haare haben, schlank sind und immer die neusten Klamotten tragen. Meine Freundinnen bringen mich zum Lachen und hören mir zu, wenn ich etwas zu erzählen habe. In keinster Weise spielt hier das äußere Erscheinungsbild eine Rolle! Bei der Bewertung anderer sind wir außerdem oft nicht so kritisch, wie bei uns selbst. Wir schätzen den Charakter unserer Mitmenschen viel mehr, als unsere eigene Persönlichkeit. Es ist an der Zeit, sich selbst genauso für seine positiven Gedanken oder Taten wertzuschätzen, auch wenn wir mit unserem Äußerem noch so unzufrieden sind.


Klar kann man immer das Beste aus sich herausholen. Es macht ja auch Spaß, sich zu stylen und gut zu kleiden! Doch Akzeptanz ist der Schlüssel zum Glücklichsein. Wir sind eben so, wie wir sind und wir sind gut, genauso wie wir sind. Uns sollte bewusst werden, dass es im Leben um viel mehr geht, als um das Oberflächliche. Man sollte sich nicht mit Menschen umgeben, die einem ein anderes Gefühl vermitteln. Es ist nie falsch, an sich zu arbeiten und versuchen, etwas an sich zu ändern, wenn man unglücklich ist. Allerdings sollte man dabei nur auf sich selbst hören und sich niemals von anderen und schon gar nicht von den Medien beeinflussen lassen. Jeder Mensch ist auf seine eigene Art und Weise besonders und definiert Schönheit für sich selbst individuell.



Die Autorin Rupi Kaur setzt sich in ihren beiden Gedichtbänden unter anderem mit den Themen Schönheit und Selbstwahrnehmung auseinander. Das erste Buch der Kanadierin, "milk and honey", wurde über eine Million mal verkauft.

You Might Also Like

0 Kommentare