Let's talk about Style

November 24, 2017




„Stil bedeutet für mich Kultur. Unser Stil entwickelt sich aus der Kultur, die wir haben und in der wir aufgewachsen sind.“ - Brigitte Meier



...ist zusammen mit ihrem Bruder Peter Meier die Inhaberin und Geschäftsführerin der Luxusmarke Ed. Meier in München.
Schon von Kindesbeinen an, stand sie bei ihrem Vater mit im Geschäft, welches sie 1987 nach ihrer Ausbildung im elterlichen Betrieb schließlich selbst übernahm.
Der ehemalig königlich bayerische Hoflieferant, dessen Wurzeln bis 1596 zurückgehen, befindet sich damit immer noch im Familienbesitz.
Antonia hat sich mit Brigitte Meier, einer guten Freundin, in der Briennerstraße 10 in München getroffen um mit ihr über ihre Lebensaufgabe, über die Mode und über ihr ganz eigenes Stilempfinden zu sprechen.




War es schon immer dein Traum das Geschäft der Eltern zu übernehmen?

„Ja, schon irgendwie. Es ist nicht so als hätte es nicht auch noch andere Möglichkeiten gegeben, aber ich war schon von Anfang an als kleines Kind fasziniert von dem Geschäft meines Vaters. Durch meine Eltern hatte ich die Möglichkeit so viel zu sehen, zu lernen und über Mode und Qualität zu erfahren, dass es für mich eigentlich nichts Schöneres gab, als mich damit zu beschäftigen. Es hat mich sogar so fasziniert, dass ich mir mit vier Jahren meinen ersten, eigenen Rock gebastelt habe. Damals konnte ich noch nicht nähen, also band ich einen grauen Flanell Stoff, der leider für einen ganzen Rock zu kurz war, mit gelben Wollfäden an ein anderes Stück Stoff. Das sah furchtbar aus, aber ich war natürlich ganz stolz darauf mir aus diesem tollen Stoff meinen eigenen Rock gebastelt zu haben. Bedauernswerterweise waren wir an diesem Abend auf eine Nikolausfeier eingeladen und meine Mutter bestand darauf, dass ich entweder den Rock wechseln müsse oder den gesamten Abend meinen Mantel anbehalten solle. Den Mantel habe ich den ganzen Abend über nicht ausgezogen.“



Wie hat sich dein persönlicher Stil seit dem selbst gebastelten Rock entwickelt?

„Wenn ich darüber nachdenke, was mir früher als Jugendliche gefallen hat, dann sind das heute 40 Jahre später immer noch die gleichen Dinge. Mir hat eigentlich Klassik schon immer gut gefallen, schöne Materialien und eine gute Verarbeitung. Ich finde es schade, wenn Stil und Geschmack so schnelllebig sind. Es ist doch wunderschön, wenn man ein Teil aus dem Schrank zieht, dass man vielleicht schon vor sechs Jahren einmal getragen hat zu einem besonderen Anlass und sich dann immer noch an jede Minute dieses Abends erinnern kann. Mode erzählt für mich Geschichten. Jedes Kleidungsstück hat seine ganz eigene Story und je länger man vielleicht einen bestimmten Schuh oder ein besonderes Kleid hat, umso mehr Geschichten erzählen diese dann auch.“



Wer oder was hat dich dabei modisch geprägt?

„Ich habe mich nie von großen Vorbildern oder aktuellen Modetrends beeinflussen lassen. Ich habe das getragen, was ich wollte. Ich kann mich erinnern als ich so zwölf oder dreizehn war habe ich einen alten Bauernrock meiner Mutter bei uns im Keller gefunden. Den fand ich damals so sensationell, dass ich damit dann in die Schule marschiert bin. Ich hatte wunderschöne gelbe Sandalen dazu an und war somit das einzige Mädchen, dass damals so angezogen war in einer Zeit, in der es Chic war nur noch Jeans und Parka zu tragen.“




Glaubst du, dass es für junge Frauen heutzutage einfacher oder schwerer ist sich mit Stil zu kleiden und sich dabei in seinem eigenen Körper wohl zu fühlen?

„Ich glaube, dass es Frauen heutzutage generell schwieriger haben ihren eigenen Stil zu finden und sich dabei körperlich auch wohl zu fühlen. Der Markt ist komplett überflutet und leider auch mit vermeintlich billigen oder günstigen Klamotten. Viele Frauen tun sich deshalb schwer und entwickeln ihren eigenen Stil gar nicht. Ich finde Modediktate furchtbar, aber wahrscheinlich hatten es Frauen dadurch früher leichter. Wenn damals für einen Anlass ein Cocktailkleid angesagt war, wusste man einfach was damit gemeint ist.
Was erschwerend hinzu kommt ist, dass wir in einer gewinnorientierten Gesellschaft leben, in der Mode möglichst günstig sein muss und jede Naht kostet. Das führt dazu, dass bestimmte Nähte einfach weggelassen werden, Firmen keine Abnäher mehr setzen und dadurch natürlich auch die Passform leidet.
Außerdem werden die Passformen reduziert. Somit gehen leider viele Designer davon aus, dass der Durchschnitt der Menschen ein gewisses Maß besitzt und die meisten gleich proportioniert sind. Was ja definitiv nicht der Fall ist, da müssen wir nur einen Blick auf die Straße werfen um das zu wissen.“


Vor kurzem gab es mehrere Artikel in den Medien zu den beiden Berliner Brüdern Maxim und Raphael Nitsche, die mit Hilfe einer Mathe App reich geworden sind. Auf die Frage, was sie sich als erstes mit dem Geld kaufen werden antwortete einer der beiden: Ein Paar Schuhe von Eduard Meier. Eure Mode ist ja doch eher konservativ im Vergleich zu dem, was man zurzeit in der Branche zu sehen bekommt.Wie schafft ihr es junge Leute für eure Produkte zu begeistern?

„Schuhe und Kleidung sind ein Stück Kultur und gutes Design wird immer gut sein. Das wird auch junge Menschen immer ansprechen, weil doch viele erkennen, dass es da nichts gibt was besser ist. Konservativ ist außerdem nicht unbedingt etwas Negatives und unsere jungen Kunden werden unsere Mode mit Sicherheit anders kombinieren, als unsere älteren Kunden. Es geht darum, dass sie wissen, dass sie bei uns ein Produkt mit einer Qualität bekommen, die es so woanders kaum oder nur sehr selten gibt. Für uns ist ein Produkt qualitativ hochwertig, wenn wir wissen, dass ein Paar Schuhe oder ein Sakko auch nach 15 Jahren gerne noch getragen werden, weil nicht nur das Material und die Verarbeitung hochwertig sind, sondern auch das Design. Wir möchten, dass unsere Kunden bei uns wahre Schätze für sich finden, die sie auch nach fünf, zehn oder zwanzig Jahren noch anziehen wollen. Und junge Leute wissen solche Produkte genauso zu schätzen wie ältere. Jeder kann dann aus dem, was er bei uns findet das seine draus machen und unsere Teile in einen anderen oder völlig neuen Kontext setzen. Wir stehen für Mode die überdauert, sich gegen die Schnelllebigkeit durchsetzt und somit nicht nur einen gewissen Wert verkörpert, sondern auch eine Geschichte erzählt.“



You Might Also Like

0 Kommentare