Parlez-Vous Français?

Dezember 06, 2017


Als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal den Roman ''Bonjour Tristesse'' von Françoise Sagan gelesen habe, wurde mir eine Sache ganz bewusst: Ich muss die falschen Eltern haben! Ich war (und bin es auch übrigens heute noch) davon überzeugt, dass ich eigentlich auch eine waschechte Französin sein muss. Dieses einzigartige Lebensgefühl, was in dem 1954 erschienenen Buch gezeichnet wurde, faszinierte mich und tut es bis jetzt. Nicht nur mir scheinen es Französinnen angetan zu haben, in gefühlt jedem Magazin gibt es mindestens einen Beitrag zum Thema ''Wie kleide ich mich wie eine Pariserin''. Aber warum ist das so und was macht diese Art von Frau so besonders? Bei einem Glas vin rouge und der zarten Stimme von Françoise Hardy im Hintergrund, bin ich diesen Fragen auf den Grund gegangen.

Zuerst einmal, wie sieht eine klassische Französin eigentlich aus? Ein absolutes Muss sind natürlich die betont ungemachten Haare, die stets aussehen als wäre man gerade erst aufgestanden. Rote Lippen dürfen auch sein, ansonsten wird aber eher der No-Make-Up-Look bevorzugt. Jeans, T-Shirt, Trenchcoat und ein Körbchen als Tasche - fertig ist der Look à la française. Eigentlich sehr unauffällig und modisch jetzt nicht unbedingt auf dem Höhepunkt. Das was den Stil einer Französin wohl am aller meisten ausmacht ist die Attitüde. Nonchalance ist hier das Stichwort. Außerordentlich lässig, gerne auch mit Sonnenbrille und Zigarette im Mundwinkel geht die gemeine Französin durchs leben und alle anderen schauen gespannt zu und fragen sich wie das funktioniert. Mit Büchern wie ''How to be Parisian'' von dem Pariser Model Caroline de Maigret und anderen Bilderbuchfranzösinnen, bekommen wir Tipps und Tricks aus erster Hand wie man den Lifestyle einer Parisienne am besten nachahmt. Vom Styleguide bis zu Benimmregeln ist alles dabei. Die dazu passende Kleidung gibt's von It-Girl Jeanne Damas, die mit ihrem Modelabel Rouje alles bietet, was im Kleiderschrank einer Französin auf keinen Fall fehlen darf. Einem Leben als ''Fake-Française'' steht also nichts mehr im Wege.

''Am wohlsten fühle ich mich in einer alten Jeans, Converse und einem Männer T-Shirt.'' - Jane Birkin

Als Urmutter des Pariser Chic könnte man Jane Birkin bezeichnen, ihr Look wird bis heute von fast allen kopiert und sie zählt zu den größten Stilikonen überhaupt. Aber Moment, die Birkin ist gar keine Französin, ha! Die gute Jane kommt aus London und ist Ende der 60er Jahre nach Frankreich gezogen. Irgendwie ist sie trotzdem der Inbegriff des französischen Stils. Ihre Töchter Charlotte Gainsbourg und Lou Doillon stehen ihrer Mutter aber in nichts nach und bringen den Look aus den 60ern in die Gegenwart.

Wir sehen Französinnen gerne mal als Überfrauen, Stilikonen, oder auch als übernatürliche Geschöpfe. Im Grunde sind es aber oft nur Frauen, die einfach nur mit sich selbst im Reinen sind, die ihren Stil gefunden haben und denen es egal ist, was die Umwelt über sie denkt. Daher kommt wahrscheinlich auch diese erstrebenswerte Nonchalance. Und auch wenn ich weiß, dass dieses Bild der perfekten Französin völlig idealisiert ist, wird sich meine Mama wohl trotzdem noch das ein oder andere Mal anhören müssen, dass ich eigentlich aus Paris komme und mit meiner Katze im 16. Arrondissement wohnen sollte. Was Jane Birkin kann, kann doch wohl jeder, oder?



Tipp: Falls ihr noch ein bisschen Platz auf eurem Weihnachtswunschzettel habt, dann gibt es hier einige Bücher, die euch in die Welt von den unterschiedlichsten Französinnen entführen!



Mein Favorit: 
Bonjour Tristesse - Françoise SaganDie 17-jährige Cécile und ihr Vater genießen das süße Leben in Paris, ganz ohne Verpflichtungen. Die beiden verbringen den Sommer in einem Haus am Strand, was so verheißungsvoll beginnt, endet schließlich in einer Tragödie. Das Buch wurde nach der Erscheinung in den 50ern zum echten Skandal.

Madame Bovary - Gustave Flaubert: Wer Herz-Schmerz und Drama liebt, ist hier genau an der richtigen Adresse. Der Roman zählt zu den absoluten Klassikern der Weltliteratur.

Femme Fatale - Guy de Maupassant: Von der feinen Pariser Gesellschaft bis hin zum Landleben in der Normandie: Vier Kurzgeschichten, die einen Einblick in das Frankreich des 19. Jahrhunderts geben.

The Adulterous Woman - Albert Camus: Die perfekte Reiselektüre und für alle, die es auch mal philosophisch mögen.

Memoiren einer Tochter aus gutem Hause - Simone de Beauvior: Die Autobiografie der wahrscheinlich wichtigsten französischen Autorin und Feministin Simone de Beauvior. Genau das richtige für verschneite Wintertage.

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4 Kommentare

  1. Liebes Individuelles-Team,
    es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht diesen Text zu lesen – genau mein Thema!
    Ich bin tatsächlich auch davon überzeugt eine waschechte Französin zu sein (das einzig französische an mir ist allerdings mein Name). Trotzdem sehe ich mich in der Zukunft in Paris lebend..
    Das Buch "How to be Parisian" habe ich natürlich auch verschlungen als es rauskam.. jetzt freue ich mich eure Buch-Tipps auszuprobieren! :)

    xx
    Aline

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    1. Liebe Aline!

      Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Freut mich sehr, dass du Spaß beim Lesen hattest. Irgendwie verbirgt sich doch in uns allen ein bisschen was von einer Französin ✨
      Dann wünsche ich dir schonmal viel Glück für deine Zukunftspläne, den Namen hast du ja schon mal ;)

      Liebe Grüße,
      Lisa

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  2. Liebe Lisa, was für ein schöner Text, bei dem gleich das französische Flair aufkommt! Das Buch von Françoise Sagan habe ich zwar noch nicht gelesen, aber ich habe einige Aussagen aus "How to Be Parisian" wiederentdeckt. Mit dem Stil à la Parisienne kann man auch wirklich nichts falsch machen. Ich finde es übrigens toll, dass du auf die innere Haltung hingewiesen hast – denn sie ist auf jeden Fall das Entscheidende, egal ob man den Stil der Pariserin nachahmt oder nicht. :)
    Hab einen schönen Abend und liebe Grüße,
    Carmen

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    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Carmen!
      Toll, dass dir mein Artikel gefallen hat :)
      Und du hast recht, die innere Einstellung ist natürlich mit am wichtigsten und das nicht nur bei Französinnen.

      Liebe Grüße,
      Lisa ✨

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